Die neuen Golfregeln ab 1. Januar 2019, eine Revolution
Die neuen Golfregeln ab 1. Januar 2019, eine Revolution
Wir alle haben uns im Laufe unseres Golferlebens daran gewöhnt, dass es in regelmäßigen Abständen zu Anpassungen und Ergänzungen bei den Regeln kommt. Was nun aber von den beiden Gralshütern des Golfsports, der R&A und der USGA, angekündigt wird kommt einer kleinen Revolution gleich.
Zum ersten Mal seit 1984 haben sich die beiden verantwortlichen Institutionen zum Ziel gesetzt, das gesamte Paket an Regeln unter die Lupe zu nehmen und voll umfänglich den Gegebenheiten unserer Zeit anzupassen. Sie kündigen an, das Golfspiel leichter verständlich, fairer und zukunftsfähiger zu machen, ohne jedoch den Charakter des Spiels zu verändern. Vorbereitend zu den angedachten Änderungen haben nun die beiden zuvor genannten Regelinstanzen am 1. März 2017 einen umfassenden Überblick über ihre Initiative zur Modernisierung der Golfregeln vorgelegt. Kernstück: Aus gegenwärtig 34 Golfregeln werden 24, wodurch schon das erste deutliche Signal zur Vereinfachung gesetzt wird. Eine Vielzahl inhaltlicher Änderungen soll die Freude am Golfspiel fördern, das Spiel schneller und die Regeln verständlicher machen.
Neben vielen weiteren Anpassungen wird so z.B. die Suchzeit für einen Ball von fünf auf drei Minuten verkürzt, die Empfehlung ausgesprochen, dass jeder Schlag (inkl. Vorbereitung) nicht mehr als 40 Sekunden dauern und üblicherweise noch schneller ausgeführt werden soll sowie das Schlagen außerhalb der Reihenfolge im Zählspiel („Ready Golf“) gefördert werden soll. Darüber hinaus wird eine alternative Form des Zählspiels angeboten, bei der durch die Spielleitung eine maximale Begrenzung für ein zu notierendes Ergebnis je Loch festgelegt werden kann.
Ab 2019 muss auch die Fahne bei einem Schlag auf dem Grün nicht mehr bedient werden und das Fallenlassen des Balles („Droppen“) muss nicht mehr aus Schulter- sondern kann aus beliebiger Höhe erfolgen. Es wird für Spielleitungen die Möglichkeit geschaffen, frei wählbare Flächen als Hindernisse mit roten Pfählen zu kennzeichnen, sogenannten „penalty areas“.
Viele Verhaltensweisen, die dem Charakter des Spiels nicht widersprechen, sind künftig straflos, so z. B. das versehentliche Bewegen eines Balls durch den Spieler bei der Suche, das versehentliche Treffen des Spielers, seiner Ausrüstung oder seines Caddies mit dem Ball oder das Bewegen oder Berühren von Gegenständen wie Blättern, Steinen und Stöcken im Hindernis mit der Hand oder dem Schläger. Auch Entfernungsmessgeräte sind ab 2019 grundsätzlich erlaubt, es sei denn, sie sind durch die Platzregel verboten (Umkehrung der aktuellen Regelung).
Von besonderer Bedeutung ist auch künftig der „Spirit of the Game“, der wahre Geist des Golfspiels. So werden Spielleitungen befugt sein, den hohen Anspruch, den der Golfsport an das Verhalten eines Spielers anlegt, durch einen eigenen Verhaltenskodex zu konkretisieren.
„Golf als ein Sport, der draußen bei jedem Wetter und auf nicht standardisierten Spielfeldern in fast jeder Art von Landschaft gespielt wird, wird immer nach einem Regelkodex suchen, der die Balance aus Fairness und Einfachheit möglichst überzeugend darstellt. Dazu gibt es wahrscheinlich so viele verschiedene Ansichten, wie es Golfspieler gibt“, merkt Alexander Klose an, Vorstand Recht & Services beim Deutschen Golf Verband.
„Besonders zu begrüßen ist, dass R&A und USGA auch Schreibstil und technische Präsentation der Golfregeln ab 2019 grundlegend überarbeiten. Das Regelbuch wird sich künftig auf das konzentrieren, was der Spieler wissen muss. Dazu wird es ab 2019 eine besondere ‚Spielerausgabe‘ der neuen Golfregeln geben.“
Schon in dem bisherigen, fünfjährigen Beratungsprozess haben die obersten Regelinstanzen weltweit viele Beteiligte zurate gezogen. Dieser Prozess wird sich fortsetzen: Bis Ende August 2017 kann jedermann seine Anregungen online in einer Umfrage an R&A und USGA richten. Bis Anfang 2018 werden die zuständigen Gremien endgültige Texte verabschieden.
Der weitere Verlauf des Jahres 2018 wird für den Druck der Regelbücher, die Programmierung der betroffenen Softwarebereiche und die Information der Golfspieler und Offiziellen auf allen Ebenen des Spiels benötigt, bevor mit Wirkung zum 1. Januar 2019 die Einführung der neuen Golfregeln erfolgt.
Die wichtigsten Änderungen sind im Folgenden zusammengefasst. Sie sind im Stil der neuen Spielerausgabe der geplanten Regeln geschrieben, in der direkten Ansprache an Sie, den Spieler
- a) Wenn etwas mit Ihrem Ball im Spiel geschieht
(1) Ball in Ruhe versehentlich bewegt
- Sie bewegen versehentlich Ihren Ball bei der Suche nach ihm: Dies ist nun straflos.
- Sie bewegen versehentlich Ihren Ball oder Ball-Marker auf dem Grün: Dies ist nun straflos.
- Neue Richtlinie um zu entscheiden, ob Sie verursacht haben, dass sich Ihr Ball bewegt: Sie werden nur als Verursacher der Bewegung Ihres Balls angesehen, wenn dies bekannt oder so gut wie sicher ist (d. h. Sie haben mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 95% die Bewegung verursacht).
(2) Ersetzen eines bewegten oder aufgenommenen Balls
- Neue Vorgehensweise, wenn Sie die genaue Stelle nicht kennen, an der Ihr Ball zur Ruhe kam: Sie müssen den Ball an seine geschätzte ursprüngliche Stelle hinlegen (statt den Ball an diesem Punkt fallen zu lassen), und wenn die geschätzte Stelle auf, unter oder an etwas Wachsendem oder befestigten Gegenstand (wie Gras) ist, müssen Sie den Ball auf, unter oder an diese Gegenstände legen.
(3) Ball in Bewegung versehentlich abgelenkt
- Trifft Ihr Ball in Bewegung versehentlich Sie, Ihre Ausrüstung, Ihren Caddie, jemand, der den Flaggenstock für Sie bedient oder einen entfernten oder bedienten Flaggenstock: dies ist zukünftig straflos (z. B. wenn Ihr Ball vom Bunkerrand abprallt und Sie trifft).
- b) Erleichterung in Anspruch nehmen
(1) Einen Ball in einem definierten Erleichterungsbereich fallen lassen
- Vereinfachtes Fallenlassen: Es wird nur verlangt, dass Sie den Ball über dem Boden halten, ohne dass er irgendetwas Wachsendes oder einen anderen natürlichen oder künstlichen Gegenstand berührt, und Sie ihn dann so fallen lassen, dass der Ball durch die Luft fällt, bevor er zur Ruhe kommt. Um jeden Zweifel zu vermeiden, wird empfohlen, den Ball aus einer Höhe von mindestens 2,5 Zentimetern (1 Zoll) über dem Boden oder irgendetwas Wachsendem oder einem sonstigem Gegenstand fallen zu lassen.
- Definierter Erleichterungsbereich: Der Ball muss in einem einzigen bestimmten Erleichterungsbereich fallen gelassen und gespielt werden (während Sie heute einen Ball in einem Bereich fallen lassen und ihn dennoch spielen können, wenn er aus diesem Bereich wegrollt. Sie müssen ihn zurzeit nur dann erneut fallen lassen, wenn er in einen von neun speziellen Bereichen rollt).
- Feststehende Maße definieren den Erleichterungsbereich: Es werden feststehende Entfernungen von 50 Zentimetern (20 Zoll) oder 203 Zentimetern (80 Zoll) genutzt, um die Ausdehnung des Erleichterungsbereichs zu messen (nicht mehr mit einer oder zwei Schlägerlängen). Dies kann leicht durch die Verwendung von Markierungen auf dem Schaft eines Schlägers gemessen werden.
(2) Verlorener Ball
- Zeit für die Ball-Suche verkürzt: Ein Ball ist verloren, wenn er nicht innerhalb von drei Minuten (anstatt der aktuellen fünf Minuten) gefunden wird, nachdem Sie die Suche nach ihm begonnen haben.
(3) Eingebetteter Ball
- Erleichterung für eingebetteten Ball im Gelände: Sie können überall Erleichterung in Anspruch nehmen, wenn Ihr Ball im Gelände eingebettet ist (außer in Sand), es sei denn, eine Platzregel beschränkt die Erleichterung auf das Fairway oder ähnliche Bereiche (dies kehrt die bisherige Standardsituation in den aktuellen Regeln um).
(4) Bei Erleichterungsverfahren zu verwendender Ball
- Einsetzen eines anderen Balls: Sie können sowohl bei strafloser Erleichterung wie auch bei strafbewehrtem Vorgehen nach einer entsprechenden Regel entweder weiterhin den ursprünglichen Ball verwenden oder einen anderen Ball einsetzen.
- c) Besondere Regeln für bestimmte Bereiche des Platzes
(1) Grün
- Putten mit dem Flaggenstock im Loch: Es gibt keine Strafe mehr, wenn Sie einen Ball auf dem Grün spielen und der Ball den unbedienten Flaggenstock im Loch trifft.
- Reparieren von Schäden auf dem Grün: Sie können fast alle Schäden (einschließlich Spikespuren und Beschädigungen durch Tiere) auf dem Grün ausbessern (bislang konnten Sie nur Balleinschlaglöcher und alte Lochpfropfen ausbessern).
- Sie berühren Ihre Puttlinie oder das Grün beim Angeben der Richtung: Es gibt keine Strafe mehr, wenn Sie oder Ihr Caddie eine dieser Handlungen vornehmen, solange dies nicht die Bedingungen für Ihren Schlag verbessert.
- Ball zurücklegen, wenn sich Ihr Ball bewegt, nachdem Sie ihn bereits markiert, aufgenommen und zurückgelegt hatten: Immer wenn dies auf dem Grün geschieht, legen Sie den Ball an seine ursprüngliche Stelle zurück – auch wenn er vom Wind weggeblasen wurde oder sich ohne klaren Grund bewegt hatte.
- Ihr Caddie markiert und hebt den Ball auf dem Grün auf: Es gibt keine Strafe mehr, wenn Ihr Caddie dies ohne Ihre ausdrückliche Ermächtigung macht.
(2) „Penalty Areas“
- „Penalty Areas“ werden über Wasserhindernisse hinaus erweitert: rot und gelb markierte „Penalty Areas“ können zusätzlich zu Bereichen mit Wasser nun auch Bereiche (wie z. B. Wüste, Wald oder Felsen) umfassen, die die Spielleitung als solche markiert.
- Erweiterte Verwendung von rot gekennzeichneten „Penalty Areas“: Die Spielleitung ist berechtigt, alle „Penalty Areas“ rot zu kennzeichnen, sodass eine Erleichterung zur Seite immer erlaubt ist (aber sie kann „Penalty Areas“ immer noch gelb markieren, wenn sie es für angebracht hält).
- Erleichterung auf der gegenüberliegenden Seite entfällt: Sie dürfen nicht mehr von einem rot gekennzeichneten Hindernis auf der gegenüberliegenden Seite, an der der Ball die Grenze des Hindernisses zuletzt gekreuzt hat, Erleichterung in Anspruch nehmen (es sei denn, eine Spielleitung erlässt eine Platzregel dazu, die dies erlaubt).
- Alle besonderen Einschränkungen beim Bewegen oder Berühren von Gegenständen im Hindernis entfallen: Es gibt keine Strafe mehr, wenn Sie lose hinderliche Naturstoffe (wie Blätter, Steine und Stöcke) oder den Boden im Hindernis mit der Hand oder Ihrem Schläger berühren.
(3) Bunker
- Beseitigung von Einschränkungen beim Bewegen loser hinderlicher Naturstoffe: Es gibt keine Strafe mehr, wenn Sie in einem Bunker lose hinderliche Naturstoffe berühren oder bewegen.
- Gelockerte Einschränkungen beim Berühren des Sandes mit Ihrer Hand oder Ihrem Schläger, wenn Ihr Ball in einem Bunker liegt: Sie dürfen jetzt nur nicht den Sand (1) mit Ihrer Hand oder Ihrem Schläger berühren, um die Beschaffenheit des Bunkers zu prüfen oder (2) Sie dürfen auch nicht mit Ihrem Schläger die Umgebung direkt vor oder hinter dem Ball mit Ihrem Schläger berühren, sei es bei einem Übungsschwung oder beim Rückschwung für Ihren Schlag.
- Neue Option bei unspielbarem Ball: Mit zwei Strafschlägen können Sie Erleichterung außerhalb des Bunkers in Anspruch nehmen, indem Sie einen Ball auf der Verlängerung der Linie vom Loch über die Lage des Balls im Bunker zurück bestimmen und den Ball auf dieser Linie fallen lassen.
- d) Ausrüstung, die Sie verwenden dürfen
(1) Beschädigte Schläger
- Verwendung von beschädigten Schlägern: Sie dürfen jeden Schläger weiter verwenden, der während der Runde beschädigt wurde, egal wie es passierte (z. B. wenn Sie ihn aus Ärger beschädigten).
- Ersatz beschädigter Schläger: Sie dürfen nur die Schläger ersetzen, für deren Beschädigung Sie nicht verantwortlich waren.
(2) Ball spielunbrauchbar
- Einsetzen eines anderen Balls für einen Ball mit einer Kerbe oder einen zerbrochenen Ball: Sie können einen anderen Ball einsetzen, wenn Ihr Ball im Spiel während eines Lochs eingekerbt wird oder zerbricht, während dieses Loch gespielt wird. Sie dürfen aber keinen Ball mehr auswechseln, nur weil er außer Form geraten ist.
(3) Entfernungsmessgeräte
- Entfernungsmessgeräte sind erlaubt: Sie dürfen Entfernungsmesser verwenden, um Entfernungen zu messen, außer wenn diese Geräte durch eine Platzregel verboten sind (dies kehrt die bisherige Standardsituation in den aktuellen Regeln um).
- e) Wie Sie sich auf den Schlag vorbereiten und den Schlag ausführen
- Erweiterte Einschränkung der Unterstützung durch den Caddie bei der Ausrichtung zum Schlag: Ihr Caddie darf nicht mehr auf einer Linie hinter Ihnen stehen, von dem Zeitpunkt an, an dem Sie beginnen, Ihre Standposition einzunehmen bis Sie den Schlag gemacht haben.
- f) Förderung des schnelleren Spiels
- Sie werden ermutigt, unverzüglich zu spielen: Es wird empfohlen, dass jeder Schlag in nicht mehr als 40 Sekunden – und üblicherweise noch schneller- ausgeführt wird, sobald Sie an der Reihe sind.
- Spielen außerhalb der Reihenfolge im Zählspiel („ready golf“): Dies war immer straflos, und jetzt werden Sie verstärkt dazu ermutigt, dies in einer sicheren und verantwortungsvollen Weise zu tun, wenn es sich ergibt oder um Zeit zu sparen.
- Neue alternative Form des Zählspiels: Die Regeln kennen nun eine neue Form des Zählspiels mit einem „Maximal-Ergebnis“, bei dem Ihr Ergebnis für ein Loch auf ein von der Spielleitung festgelegtes Maximum begrenzt ist (z. B. Doppelbogey oder Triplebogey). Der Ball kann aufgenommen werden und das nächste Loch gespielt werden, wenn Ihre Schlagzahl das Maximum erreicht hat oder darüber liegt.
- Andere Änderungen, um das Spieltempo zu fördern: Das vereinfachte Erleichterungsverfahren, die reduzierte Zeit für die Ballsuche, die Ausweitung der „Penalty Areas“, mehr Nutzungsmöglichkeiten rot gekennzeichneter „Penalty Areas“, und die Erlaubnis, mit dem Flaggenstock im Loch einzulochen, sollten das Spieltempo fördern.
- g) Durchsetzung von hohen Verhaltensstandards und Vertrauen in die Integrität der Spieler
- Spielen im Sinne des „Spirit of the Game“: Neue Bestimmungen werden hinzugefügt, um die von allen Spielern auf dem Platz erwarteten hohen Verhaltensstandards zu betonen, sowie das Recht der Spielleitung, Spieler für ein erhebliches Fehlverhalten zu disqualifizieren.
- Verhaltenskodex: Die Spielleitungen sind befugt, einen eigenen Verhaltenskodex für Spieler aufzustellen und Sanktionen für die Verletzung dieser Bestimmungen festzulegen.
- Notwendigkeit entfällt, das Aufnehmen des Balls anzukündigen: Vorausgesetzt Sie haben einen guten Grund, Ihren Ball aufzunehmen, um ihn zu identifizieren, um zu sehen, ob er eingekerbt oder zerbrochen ist, oder um zu sehen, ob Sie Anspruch auf Erleichterung haben (z.B. um zu sehen, ob der Ball eingebettet ist), sind Sie nicht mehr verpflichtet, zuerst einem anderen Spieler oder Ihrem Zähler mitzuteilen, dass Sie dies tun wollen oder dieser Person Gelegenheit zu geben, das Verfahren zu beobachten.
- Überprüfung begründeter Entscheidungen: Wenn Sie eine Stelle, einen Punkt, eine Linie, einen Bereich oder eine Distanz nach einer Regel abschätzen oder messen müssen, wird Ihre begründete Entscheidung nicht auf der Grundlage von späteren Beweisen (wie etwa einem Videobeweis) in Frage gestellt, wenn Sie alles getan haben, was unter den gegebenen Umständen vernünftigerweise erwartet werden konnte, um richtig zu schätzen oder zu messen.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Internetseite des Deutschen Golfverbandes (www.golf.de) sowie bei der R&A unter www.randa.org.
Michael Kuhlen – 02.03.2017